Schwallproblematik und das Projekt
Unter Schwall versteht man eine durch Kraftwerksbetrieb bedingte, kurzfristige Abflussschwankung. Beim Schwallbetrieb wechseln einander der „Schwall“, ein künstlich erhöhter Abfluss, und der „Sunk“ als darauffolgender Rückgang des Abflusses bisweilen mehrmals täglich ab. Schwallbetrieb stellt einen starken Eingriff in die natürliche Abflussdynamik eines Gewässers dar und zählt zu den hydrologischen Belastungen. Ab einer bestimmten Intensität beeinträchtigt Schwallbetrieb die ökologische Funktionsfähigkeit eines Gewässers sehr stark. Im Gegensatz zu anderen Eingriffen und deren Folgen wirkt er meist auch über vergleichsweise lange Gewässerstrecken.
Sowohl die Abgabe von Wasserschwallen als auch die starken Wasserstandsschwankungen wirken sich erheblich auf Fische, Benthos und andere Organismen der Gewässer und des gewässernahen Umlandes aus. Das Wissen, um nachhaltige Lösungsansätze zur Minimierung der Auswirkungen auf die Gewässerökologie entwickeln zu können, ist derzeit nicht ausreichend und bedarf noch zusätzlicher Erforschung der Wirkungszusammenhänge.
Um die auftretenden Abflussschwankungen und ihre Folgewirkungen auf die Gewässerbiozönosen im Sinne einer umweltfreundlichen Nutzung/Betriebsweise zu vermindern bzw. zu eliminieren, gibt es unterschiedliche technische Möglichkeiten; z. B. Errichtung von Ausgleichsbecken, Schwallausleitung, flussmorphologische Maßnahmen und Änderungen der Betriebsweise der betroffenen Kraftwerke. Die Sanierung von Schwallstrecken ist wesentlicher Bestandteil eines ökologisch ausgerichteten, nachhaltigen Gewässermanagements zur Herstellung/Erhaltung des guten Zustandes bzw. guten ökologischen Potentials gem. WRRL und besitzt daher in Österreich hohe Dringlichkeit.
Das vorliegende Projekt besteht im wesentlichen aus zwei Teilprojekten, die dem oben beschriebenen Forschungs- bzw. Handlungsbedarf Rechnung tragen und mit denen es gelingen soll, mögliche Verbesserungsmaßnahmen auch für individuelle Anlagen(komplexe) zu formulieren. Die zwei vorgeschlagenen Teilprojekte sind:
1. Die Analyse der Ursache-Wirkungs-Beziehungen und ökologische Beurteilung von Schwall- und Sunkerscheinungen in österreichischen Fließgewässern (Teil 1).
2. Die Durchführung von Schwallbetriebsexperimenten in Versuchsrinnen (Teil 2).
Der erste Teil des gegenständlichen Projekts soll zuerst einen Überblick schaffen, welche Formen von Schwallbelastungen in österreichischen Gewässern vorliegen und welche Daten (biotische/abiotische) zu den betroffenen Gewässerstrecken aktuell vorhanden sind. Nach Erstellung der Datenbank mit den gesammelten, vorliegenden Daten, sollen weiters Datendefizite detektiert und ergänzende fischökologische und benthologische Daten erhoben werden. Nach der Grundlagenerhebung ist die Datenanalyse hinsichtlich der Reaktionen der Biozönosen auf die unterschiedlichen Formen von Schwall- und Sunkereignissen bzw. unterschiedlichen Arbeitsweisen der Schwall-KW´s und der gewässertypspezifischen Unterschiede in Bezug auf die biotischen Reaktionen anhand empirischer Modelle vorgesehen. Ziel des zweiten Projektteils ist ein vertieftes Verständnis kausaler Zusammenhänge durch Beobachtung der Reaktion von Fischen auf Schwall- und Sunkphänomene unter kontrollierten Bedingungen vorgesehen. Bestimmte Fragestellungen sind in freien Fließgewässern nicht oder nur eingeschränkt bearbeitbar und sollen deshalb mit Hilfe von eigens konstruierten Fließrinnen experimentell untersucht werden.
Die Ergebnisse beider Teilprojekte sowie die Zusammenschau mit Ergebnissen aus anderen, auf nationaler oder internationaler Ebene laufenden Schwallprojekten sollen der Erarbeitung eines Instruments zur Entwicklung möglicher Verbesserungsmaßnahmen dienen.
Hydromorphologische Schwallbelastung an Pegelstellen - Risikoausweisung
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